Kapitel 8: Das Leben in der Stadt

Aspekte der Großstadt1

Die meisten Deutschen leben in Städten mit über 80 000 Einwohnern.2 Welche Vorteile und Nachteile gibt es, wenn man in einer Großstadt wohnt?3

Eindrücke eines Amerikaners4

Mark Walker, Austauschstudent in Hamburg:5

Da ich aus einer Kleinstadt in Colorado komme, schien mir Hamburg zuerst riesengroß.6 Es war schwer zu verstehen, wie die Deutschen so dicht zusammengedrängt leben können.7

Aber das heißt nicht, dass Hamburg mir nicht gefällt.8 Im Gegenteil!9 Ich finde es fantastisch, dass es in der Stadt so viel zu tun gibt.10 Wenn ich Lust habe, kann ich jeden Tag ins Konzert, ins Kino oder ins Museum gehen.11 Hamburg ist die zweitgrößte Stadt der Bundesrepublik.12 Weil es eine Hafenstadt ist, gibt es seit Jahrhunderten Verbindungen mit dem Ausland.13

Wenn das Stadtleben mir zu viel wird, dann ist es sehr leicht, mein Fahrrad zu nehmen, in die Bahn zu steigen und aufs Land zu fahren.14 In der Lüneburger Heide südlich von Hamburg kann man schöne Radtouren machen.15 Dieser Kontrast zwischen Stadt und Land scheint mir typisch für Deutschland.16 Das Land ist den Einwohnern der Städte sehr wichtig als Erholung vom Stress des Alltags.17

Familie Oberosler aus Dresden18

Anke Oberosler, 26, Fremdenführerin in Dresden:19

Also, da ich in Dresden aufgewachsen bin, kenne ich die Stadt wie meine eigene Tasche.20 Sie ist die Hauptstadt von Sachsen und hat eine lange Tradition als Kulturzentrum.21 Die wunderbaren Kirchen, Schlösser und Museen aus dem 18. und 19. Jahrhundert und die Lage an der Elbe machen Dresden zu einer der schönsten Städte Deutschlands.22 Als Fremdenführerin habe ich jeden Tag die Gelegenheit, Besuchern die Sehenswürdigkeiten der Stadt zu zeigen.23

Vielleicht wissen Sie schon, dass die Wettiner - die königliche Dynastie in Sachsen - berühmte Kunstsammler waren.24 August der Starke (1670 - 1733) hat hervorragende Künstler und Architekten nach Dresden gebracht, um seine Residenz so prachtvoll wie möglich zu machen.25 Wegen der Schönheit der Stadt hat man Dresden oft “Elbflorenz” genannt.26

Aber fast am Ende des Krieges haben Luftangriffe der Briten und Amerikaner die Innenstadt mit einem Feuersturm zerstört.27 Tausende von Menschen sind ums Leben gekommen und fast alle historischen Gebäude der Innenstadt waren abgebrannt.28 Heute ist es unsere Aufgabe, aus dieser Katastrophe etwas Positives zu machen.29 Mein Vater kann Ihnen von der Restaurationsarbeit berichten.30

Clemens Oberosler, 52; Steinmetz:31

Wie mein Vater bin ich auch Steinmetz und habe jahrelang am Wiederaufbau meiner Heimatstadt gearbeitet, besonders an der Restauration der Frauenkirche.32 Sie soll im Jahr 2006 fertig sein.33 Das neue Kreuz für die Kupel hat uns eine Gruppe aus Großbritannien geschenkt.34 Das ist für mich eine schöne Geste der Versöhnung.35 Wir bauen neue Gebäude aus den Ruinen und gleichzeitig neue Brücken zwischen Menschen.36

Beate Oberosler, 49, Sozialarbeiterin:37

Ich arbeite mit arbeitslosen Jugendlichen.38 Bei uns in Ostdeutschland gibt es immer noch mehr Arbeitslosigkeit als im Westen.39 Nach der Wiedervereinigung hat man viele Betriebe geschlossen, weil sie nicht konkurrenzfähig waren.40 In der DDR hat es Arbeit für alle gegeben und darum hat diese neue Arbeitslosigkeit bei vielen Jugendlichen zu Bitterkeit geführt.41 Einige suchen dann Lösungen bei den Rechtsradikalen.42 Ich bin trotzdem optimistisch, weil Firmen wie VW und Siemens bei uns neue Fabriken bauen und neue Arbeitsplätze schaffen.43 Ich hoffe, dass die ökonomischen Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschland allmählich kleiner werden.44

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